„Sie haben da einen Heckenschützen in Ihrem Unternehmen. Da sollten Sie was machen.“
Jemanden als „Heckenschützen“ zu bezeichnen, ist schon ein starkes Stück. Das ist eine Aussage, die sitzt.
Ein Heckenschütze beschreibt eine Person, die in einer für sie oder ihn passenden Situation Stimmung macht und „gezielt um sich schießt“. Verbal versteht sich. Es wird gegen die Entscheidung der Geschäftsführung gewettert, die Abteilungsleitung durch den Schlamm gezogen, die Kompetenz des Vorgesetzten massiv untergraben und vor allem wird Stimmung gegen die einen aber vor allem für sich selbst gemacht. Das Ziel: Unterstützer:innen auf die eigene Seite zu ziehen.
WIE ENTSTEHEN HECKENSCHÜTZEN?
Manche Menschen empfinden einen Mangel, den sie zu kompensieren versuchen. Einen Mangel an Wertschätzung, Anerkennung, Lob, Zugehörigkeit, etc.. Mit dem „Geschieße“ soll für Ausgleich gesorgt werden. So nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir! Oder als klares Zeichen: So lasse ich nicht weiter mit mir umgehen!
Auch Angst und Sorge vor anstehenden Veränderungen tragen dazu bei, und die damit einhergehende Hoffnung, wenn nur genug Gegenstimmen gesammelt werden, würde es schon nicht dazu kommen.
Und sicher gibt es noch weitere Gründe. Die spannende Frage ist doch jedoch:
WAS MACHE ICH, WENN ICH ALS FÜHRUNGSKRAFT EINEN HECKENSCHÜTZEN IN MEINEM TEAM ENTLARVE?
Was würdest du tun?
a) Gar nichts.
b) Sie/ihn zur Rede stellen und Sanktionen ankündigen
c) Herausfinden, was zu dem Verhalten geführt hat und sicherstellen, dass es sich nicht wiederholt
d) ein Mix aus allem
Für welche Variante du dich auch entscheiden würdest, wähle weise.
Wenn wir mit unseren Coachees und Trainingsteilnehmenden über ihre Rolle als Führungskraft reden, sprechen wir auch immer über Prinzipien – über „Prinzipien von Führung“.
Prinzipien geben uns Orientierung. Sie helfen uns, eine Situation besser einordnen und ableiten zu können, welches Verhalten am besten zu unserem definierten Prinzip passt – egal, ob es nun um einen Heckenschützen oder einen anderen Vorfall geht.
Nehmen wir zum Beispiel das Prinzip: „Das Wohl des Unternehmens/der Abteilung/des Teams geht über das Wohl des Einzelnen.“
Wenn wir als Führungskräfte nun nach diesem Prinzip führen, ist eines ganz klar: Varianten a und d kommen nicht infrage! Niemals würden wir den Heckenschützen ohne Gespräch fröhlich weitermachen lassen. Gleichwohl werden wir alles tun, um die anderen Mitarbeitenden oder das gesamte Unternehmen zu schützen.
Doch was ergibt sich noch, wenn Führungskräfte Prinzipien haben, nach denen sie arbeiten? Sie geben nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch ihren Mitarbeitenden Orientierung. Wenn ich als Mitarbeitender weiß, dass meine Führungskraft auf jeden Fall aktiv wird, wenn ich gegen sie, das Team oder das Unternehmen hetze, überlege ich es mir drei Mal, ob ich „schieße“.
Wir erarbeiten mit jedem unserer Coachees ein ganz klares Rollenbild inklusive Führungsprinzipien und stellen sicher, dass alle Mitarbeitenden davon wissen. Oft werden die Rollenbeschreibungen für alle sichtbar aufgehängt und die sich daraus ergebene Dynamik ist mehr als beeindruckend und Zusammenhalt fördernd.
Probiere es doch mal aus!